Zukunft: Hund – Wenn der eigene Hund bei der Berufswahl mitmischt

Endlich angekommen im Beruf als Elektronikerin – Spezialistin und Expertin im Bereich EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit). Ich hatte nun die Leitung des firmeneigenen EMV-Labors über und durfte ein Team leiten, das zu dem Zeitpunkt eigentlich nur aus mir bestand. Gut sobald wir im neuen Gebäude sind, wo auch „mein“ Labor steht, wird sich das sicher ergeben.

Parallel dazu machte ich mein Masterstudium und es war alles so vereinbart, wie ich es mir wünschte. Es stand fest, dass ich Vorträge zum Fachthema EMV halten solle – in meinem Fall war es ein dürfen. Lampenfiber hin oder her. Ich hätte es mir nicht besser ausdenken können – der neue Job, ein absoluter Jackpot.

Ob wir wohl im neuen Gebäude einen Hund mitnehmen dürften? – Eine beiläufige Bemerkung eines Kollegen, mit ungeahnter Auswirkung.

Immer wieder mal beschlich mich der Gedanke nach einem Hund, blockte jedoch innerlich ab – „ja später in der Pension, da habe ich genug Zeit für meinen Hund.“ Hinzu kam, dass meine Erfahrungen mit Hundeschulen recht wenig einladend waren – wie es eben Ende der 90iger Jahre in den damals üblichen Vereinen oft vorkam. Mein Anspruch an mich: wenn dann will ich alles richtig machen! Was in etwa der Anforderung von mindestens 150% bedeutete.

Also blieb es vorerst ein Wunsch, denn gerade jetzt waren meine Umstände alles andere als geeignet, einen Hund in mein Leben einzuladen; maximal eine Pflanze, vielleicht ein Kaktus. Der neue Job, den ich mir so sehr wünschte, erforderte viel Zeit und Energie; und das Studium erst…

Weder meine Wohnsituation (kein Garten) noch meine Arbeitssituation (Vollzeit + Studium), waren vernünftig mit einem Hund zu vereinbaren.

Und dennoch diese wenigen Worte damals begannen zu keimen. Je länger und intensiver ich diesen Wunsch beiseiteschob, desto mehr begann ich den bisherigen Weg zu hinterfragen. War nicht jetzt gerade alles perfekt? War ich nicht dort wo ich hinwollte? Bin ich nicht auf dem Weg, den ich für mich ausgedacht und über lange Zeit angestrebt habe?

Nicht dass mir alles egal war, jedoch verlor das zuvor ach so Wichtige an Bedeutung und das Thema Hund nahm mehr und mehr Platz in meinem Denken ein.

Um in meinem Leben Platz für einen Hund zu schaffen, wusste ich, es gibt einiges zu ändern…

…also krempelte ich die Ärmel hoch. Mein Umfeld reagierte verhalten aber unterstützend auf meinen neu eingeschlagenen Weg.

Erst begann ich mit einer 2 jährigen Ausbildung zur Hundetrainerin und Verhaltensberaterin für Hunde, die auch viele Praxisstunden inkludiert hatte. Das war mir wichtig, da wie gesagt meine bisherigen Erfahrungen entbehrbar waren. Im Laufe der Ausbildung fügte sich eines zum anderen. Ich konnte auf Teilzeit reduzieren (noch 2 Jahre zuvor war das denkunmöglich), ich bekam ein Haus mit Garten – gut es war ein Stückchen Arbeit für den Umbau notwendig und zu guter Letzt: ich bekam meinen Hund. Eine Mischlingshündin – deutscher Schäfer – weißer schweizer Schäfer; meine Lehrmeisterin Lucy.

Hundetrainerausbildung hin oder her, selbstverständlich besuchten wir eine der besten Hundeschulen, in denen positiv und gewaltfrei trainiert wurde. Zu meinem baldigen Erschrecken stellte sich rasch heraus, dass es wohl mehr als nur eine einzelne Baustelle bei meiner Lucy gibt…

Sie war unsicher, ließ sich nicht berühren und hatte auch kaum ein Körpergefühl insgesamt.

Ebenso waren Begegnungen mit fremden Hund auch meistens ein Erlebnis, bei denen ich mir wünschte, es mache sich doch ein Erdloch auf, um mir das „im Erdboden versinken“ zu ermöglichen. Und das wo ich auch als Hundetrainerin starten wollte – nicht hilfreich, gar nicht hilfreich.

Das Hundetraining brachte uns vor allem bei den Begegnungen weiter, aber an einem gewissen Punkt kam ich doch zum Schluss, wir brauchen von anderer Seite noch etwas Rückendwind.

In meiner Ausbildung durfte ich bereits eine Methode kennenlernen, welche mich schwer beeindruckte – es war die Tellington TTouch Methode. Für ich schien es unbeschreiblich beeindruckend, wie „diese 1 ¼ Kreise“ wirkten. Lucy, die jeder Berührung auswich so gut sie konnte, begann die Kreise mit der Zeit gut anzunehmen. Das Schwierigste für mich war die Aufforderung der Trainerin zu Beginn nur einen Kreis zu machen. Und so bekam Lucy einmal am Tag einen Kreis am vorderen Ohransatz. Warum gerade an dieser Stelle – ich weiß es nicht; Intuition?. Aber nach einer Woche bemerkte Lucy diesen Kreis, wich nicht zurück und blickte mich anschließend an. Von da an war es möglich immer wieder auch mehrere Kreise zu machen und ich erkannte wie sich meine Hündin zusehends dabei entspannen konnte. Entspannen – bis dahin ein Fremdwort für Lucy.

Die Tellington Methode eröffnete uns hier ganz neue Möglichkeiten, die wir stetig durch weitere Trainingsstunden und Kurse erweiterten. Ich wandte alle Tools aus diesem Bereich an, um herauszufinden was für uns passte. Für Hundebegegnungen konnten wir hier ebenso etwas aus dieser Tellington Zauberkiste nehmen wie auch für ihre Berührungsempfindlichkeit.

Spätestens an diesem Punkt war klar, dass meine Suche nach einem Hundetrainingsplatz der falsche – oder zumindest nicht der optimale – Weg ist. Es musste etwas in dieser Richtung sein, wie ich sie mit dieser unbeschreiblich genialen Methode kennen lernen durfte.

Wie so oft schien ich allerdings meiner Zeit voraus, denn es gab zur damaligen Zeit keinen Ausbildungsplatz – nicht mal einen Ausblick auf eine Ausbildungsmöglichkeit. Also machte ich mich auf die Suche nach etwas anderem in Richtung Körperarbeit und kam zur Omnipathie® – eine 3 jährige Ausbildung entwickelt aus der Cranio Sacralen Osteopathie®. Parallel dazu konnte dennoch mit der Tellington Ausbildung beginnen ebenso wie mit der Ausbildung Touch for Health.

Es war erstaunlich wie sehr uns diese „Hilfsmittel“ unterstützen, ihren Stress abzubauen, ihre Anspannung zu reduzieren. All jene, die Lucy von klein auf kannten, waren sehr überrascht und beeindruckt von den Fortschritten, die Lucy machte. Das zeigte mir, dass meine Art den Hunden und ihren Menschen zu helfen, diese Techniken sind. So wichtig ein gutes Hundetraining auch ist, so hilfreich kann eine Begleitung mit diesen Methoden sein, auf die ich ohne meine Erfahrungen mit meiner Hündin lange nicht gekommen wäre. Sie war und ist nicht so perfekt, wie ich es mir vorgestellte hatte – C’est la vie. Aber sie ist der bestmögliche Hund, der in mein Leben kommen konnte.

Ach ja, das Studium – 3 offene Prüfungen – die mach ich, wenn ich Zeit habe. (vielleicht in der Pension 😉)